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Verein der
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Freunde
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Programm
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Staatliche Museen zu Berlin Konrad Vanja
Verehrter Präsident der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz, Herr Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann, Der heutige Tag ist in vielerlei Hinsicht
für uns alle, aber auch für das Museum Europäischer Kulturen
bedeutsam: wir eröffnen das Museum am neuen Ort im Museumsquartier
"Kunst und Kulturen der Welt", und wir tun dies im Verbund mit
vier Ausstellungen. Lassen Sie mich jedoch zunächst mit dem Ort beginnen: der Bruno-Paul-Bau, das älteste Gebäude des Museumsquartiers Dahlem. Begonnen, aber nie fertig gestellt, wurde es unter Wilhelm von Bode 1911 als Quartier der außereuropäischen Kunst und Kultur geplant. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nahm es die westlichen Sammlungen des geteilten Berlins auf und präsentierte sie auf ihre Weise glänzend, bis neue Museumsquartiere und das wiedervereinigte Berlin diese damalige Notlösung überflüssig machten. Heute nun stößt das Museum Europäischer Kulturen zum Verbund der Dahlemer Museums: Zum Museum für Indische Kunst, zum Museum für ostasiatische Kunst und zum Ethnologischen Museum kommen heute die europäischen Sammlungen unseres Hauses und ergänzen den Weltkreis der Kunst und Kulturen um diesen Kontinent. Nicht vergessen sollten wir heute darüber nicht den Architekten dieses großartigen baulichen Entrees für das ursprünglich geplante "Asiatische Museum", Bruno Paul (1874-1968): Dessen architektonisches Lebenswerk war verbunden mit der Moderne des Werkbundes, 1933 wurde er von den Nazis aller Ämter enthoben, und, das mag am heutigen Tage fast symbolisch sein, mit dem 8. Mai 1945 erfuhr er auch das Ende seiner politischen Verfemung und Ausgrenzung. Musikalisch begrüßt wurden Sie heute vom Berliner Salon-Swingtett mit Stefan Lang, Bernd Huber, Michael Zimmermann und Dirk Homuth. Über die heitere Stimmung dieser Musik mögen Sie sich, meine Damen und Herren, gewundert haben. Aber: war es nicht auch die Heiterkeit des im Dritten Reich verbotenen Swing, eine Musik gleichsam als Ausdruck der Freiheit in den "goldenen 20er Jahren" Berlins hier beheimatet, eine Musik "gegen den Gleichschritt", die beispielsweise dem großen Berliner Jazzer Coco Schumann nach Jahren der Haft die Kraft gab, sich nach seiner Befreiung in Dachau wieder "wie neu geboren" zu fühlen? Die Musik wie die Künste als unersetzliche Garanten der Freiheit? Eine Frage, der wir uns stellen müssen und für die auch Museen keine allgemeingültigen Antworten liefern. Die verschiedenen Ausstellungen, die
Sie heute unter dem Titel "Die Stunde Null - ÜberLeben 1945"
hier in Dahlem sehen können, reihen sich ein in das Panorama des
Themenjahres von Berlin "Zwischen Krieg und Frieden - die 60 Jahre
danach". Sie zeigen als Ausstellungen der Staatlichen Museen zu Berlin
und seines Museums Europäischer Kulturen auf ihre je eigene und besondere
Weise Schicksale der Künste und Menschen in ihren Zerstörungen
und Verbrechen, in ihren Ambivalenzen und in ihrem Versagen, aber auch
in ihrem Mut, in Reflexion und in Überlebenskunst. 12 Jahre reichten
anscheinend aus, um damit ein Panorama der Abgründe zu eröffnen
und ganz Europa, letztendlich fast die ganze Welt in Krieg, Verderben,
Hass und Not und in ihre unverrückbaren Konsequenzen zu stürzen.
Meine Damen und Herren, In seiner großen Rede zum 8. Mai
vor genau 20 Jahren sagte der damalige Bundespräsident Richard von
Weizsäcker im Deutschen Bundestag: "Ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen", das war für unsere Ausstellung "Überleben - Umbruchzeiten 1945" der Ausgangspunkt. Dafür haben Mitarbeiter des Museums Europäischer Kulturen zahlreiche Interviews geführt mit Zeitzeugen, die politische Verfolgung, Krieg, Vertreibung, beginnenden Neuaufbau und politische Teilung selbst miterlebt haben. Allen Berichten dieser Zeugen gemeinsam - und sie können das in der Ausstellung nachlesen und nachhören - ist die Schilderung dieser Zeit als eine Folge von Überlebensstrategien oder auch lebensrettender Kurzschlusshandlungen. Wo sich alle Ordnung auflöst und es keine Gewissheiten mehr gibt, zählt nur das einfache Überleben, geht es nur noch um - zu wohlgenährten Zeiten manchmal abschätzig so genannte - "Alltäglichkeiten". Die Befriedigung der elementarsten Grundbedürfnisse und die Sorge um die persönliche Unversehrtheit bestimmen alles. "ÜberLeben - Umbruchzeiten
1945"erzählt vom Alltag in Ruinen, vom Leben in Häuserresten,
der Organisation der elementarsten Grundbedürfnisse und der Tatsache,
dass Berlin in jener Zeit eine Drehscheibe massenhafter Wanderungsbewegungen
war: Rückkehrer, "Displaced Persons", die keine Heimat
und oft keinen einzigen Angehörigen mehr hatten, Vertriebene aus
jeder und in jede Richtung, ehemalige Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene,
politisch Verfolgte. Menschen aus Berlin und Menschen, die es aus ganz
Europa nach Berlin verschlagen hatte. Lassen Sie mich deshalb mit einer Bemerkung über die "geteilte Erinnerung" abschließen: Der Spanier Jorge Semprun, einst selbst Häftling in Buchenwald, schlug mit dem Nachdenken über die Geschichte eine Brücke zum europäischen Einigungsprozess. Die Osterweiterung der Europäischen Union könne erst dann ihre volle Wirkung entfalten, so meint er, "wenn wir unsere Erinnerungen miteinander geteilt und vereinigt haben". Janusz Reiter hatte gestern noch einmal in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an diese europäische Aufgabe erinnert. Stellen wir unsere vier Ausstellungen im Themenjahr "Zwischen Krieg und Frieden" in das Licht dieser Generationenübergreifenden Reflexion. Mein Dank gilt zuvorderst den Initiatoren
unserer Gastausstellung, dem Bundesarchiv und seinem Präsidenten,
Herrn Prof. Weber sowie der Erinnerungsstätte zur Geschichte der
Freiheitsbewegungen in Deutschland und seinem Direktor, Herrn Prof. Michalka,
und dem Spiritus Rektor und begabten Sammler, Wolfgang Haney, der Ihnen
anschließend seine Ausstellung zeigen wird. Drei Wissenschaftlern gilt mein besonderer Gruß, ohne die das Feuer der Empathie in einen Prozess, nämlich Deutschland und Europa, seine Menschen, seine Geschichte und seine Kulturen in aller Unterschiedlichkeit und Fremdheit, aber auch in aller nachbarschaftlichen Liebenswürdigkeit zu entdecken, ärmer gewesen wäre: Etienne François, Reinhard Rürup und Andrzej Tomaszewski. Ihnen verdanken wir Wegweisendes im Umgang mit der Erkenntnis der Vergangenheit als Aufgabe für die Zukunft! Nicht zuletzt gilt mein Gruß auch den drei Museen im Museumsquartier, mit denen wir in den kommenden Jahren gemeinsam am Ort uns den so reizvollen, vielfältigen und farbigen Themen von Kunst und Kulturen der Welt in Dahlem annehmen wollen. Am Schluss nun geht mein Dank an den Verein der Freundes des Museums Europäischer Kulturen für ihre stete tatkräftige Unterstützung auch des heutigen anschließenden Empfangs, zu dem Sie alle sehr herzlich eingeladen sind! Meine Damen und Herrn, die Ausstellungen sind eröffnet.
Die Ausstellung "ÜberLeben - Umbruchzeiten 1945" wurde konzipiert von Konrad Vanja, Michael Brückner, Julia Franke, Rita Klages, Dagmar Neuland-Kitzerow, Jane Redlin, Elisabeth Tietmeyer, Beate Wild und Irene Ziehe. Unser Dank gilt allen Leihgebern und Zeitzeugen, die mit Objekten und Erinnerungen zum Gelingen dieser Ausstellung beigetragen haben. Gewidmet ist die Ausstellung den großen Anregern eines gemeinsamen europäischen Erbes: Etienne François, Paris/Berlin, Reinhard Rürup, Berlin, und Andrzej Tomaszewski, Warschau, ohne deren Engagement und ohne deren wegweisenden Ideen und Forschungen dieses Projekt nicht realisiert worden wäre. |
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Inneren der zerstörten Nationalgalerie Berlin 1945 Foto: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
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